Tinnitus:
Ohrgeräusche aus dem Nichts?
Pfeifen, Klingeln oder Rauschen – Patienten mit Tinnitus hören ein ständiges Geräusch. Objektiv existiert es in den meisten Fällen nicht. Doch subjektiv leiden die Betroffenen im Alltag zum Teil erheblich. Woher kommt Tinnitus und wie lässt er sich behandeln?
Was ist Tinnitus?
Tinnitus ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom für unterschiedliche Störungen. Betroffene hören hochfrequente Töne und Geräusche wie Summen, Pfeifen oder Rauschen. Mal laut, mal leise. Oft gehen Ohrgeräusche einher mit einer Geräuschüberempfindlichkeit, Schlafstörungen und Müdigkeit. Dauert der Tinnitus länger als einige Monate, wird er als chronisch bezeichnet. Bei einigen Betroffenen ist der Leidensdruck so hoch, dass sich der Tinnitus zu einer Krankheit mit tiefgehenden Leiden entwickelt.
Zu den 10 häufigsten Tinnitus-Auslösern gehören:
- Schwerhörigkeit
- akustische Traumata und Lärmschäden
- verstopfter Ohrkanal, z. B. Ohrschmalzpfropf
- Hörsturz und Menière-Krankheit
- Erkältungen und Mittelohrentzündung
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems
- Diabetes und Stoffwechselerkrankungen
- Verspannungen im Zahn-Kiefer-Bereich
- Halswirbelerkrankungen
- Stress und psychische Belastung
Ursachen
Beim Hören arbeiten Ohren und Gehirn auf komplizierte Weise zusammen. Schon kleinste Störungen des Hörsystems bringen die Verarbeitung akustischer Informationen durcheinander: Höreindrücke werden fehlerhaft weitergegeben, verselbstständigen sich oder setzen sich – auch unabhängig von äußeren Reizen – im Kopf fest. Meist liegt dem Tinnitus eine Schwerhörigkeit zugrunde als Folge von Verschleißerscheinungen im Alter oder eines verstopften Gehörgangs. Insgesamt gestaltet es sich aber schwierig, bei Tinnitus von „Ursachen“ zu sprechen. Oft lässt sich kein expliziter Auslöser finden.
Menière-Erkrankung
Morbus Menière ist eine eher seltene Erkrankung des Innenohrs. Kennzeichen sind akute Schwindelattacken und Übelkeit („Innenohrmigräne“) sowie Ohrgeräusche und Schwerhörigkeit, die meist einseitig auftreten – und bestehen bleiben können. Die Ursachen der Krankheit sind ungeklärt, es lassen sich nur die Symptome behandeln.
Vier Schweregrade von Tinnitus
Grad
Die Ohrgeräusche werden nicht als Beeinträchtigung wahrgenommen.
Grad
Die Ohrgeräusche stören, v. a. bei Stress, zusätzlichen psychischen Belastungen.
Grad
Die Ohrgeräusche beeinträchtigen den Alltag dauerhaft.
Grad
Unter dem Tinnitus wird stark gelitten, sodass körperliche und psychische Dauerbeschwerden entstehen: Kopfschmerzen, Schlafprobleme, verminderte Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen bis hin zu Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken.
Diagnose
Ein akuter Tinnitus tritt oft nach akustischen Traumata auf, verursacht z.B. von explodierenden Silvesterböllern. Ohrgeräusche können, neben einer plötzlichen Hörminderung bzw. Schwerhörigkeit und Schwindel, auch auf einen Hörsturz hinweisen. Bei einem akuten Tinnitus sind die Auslöser zuerst direkt im Ohr zu suchen. Zudem werden Hörvermögen, Frequenz und Intensität der Ohrgeräusche getestet. Ein anderer Test zeigt, ob sich die Töne im Ohr durch andere Geräusche oder Töne verdecken, also „maskieren“, lassen. Manchmal werden auch die Halsschlagader abgehört und die Aktivitäten der am Hörvorgang beteiligten Nerven gemessen.
Bitte gehen Sie zum Arzt, wenn ...
- Sie hochfrequente Töne und Geräusche hören,
- die Geräusche auf einem Ohr oder beidseitig ständig zu hören sind,
- Ihr Hörvermögen beeinträchtigt ist,
- Sie unter Müdigkeit und Konzentrationsstörungen leiden,
- Ihre Beschwerden einige Tage andauern.
Behandlung
Eine Behandlung im eigentlichen Sinne ist bei Tinnitus nicht möglich. Bei einer Schwerhörigkeit wird versucht, das Hörvermögen zu verbessern. In anderen Fällen geht es vor allem um die Linderung der Symptome. Um langfristig weniger empfindlich auf die Ohrgeräusche zu reagieren, lassen sich bestimmte Verhaltenstechniken erlernen. Betroffene nehmen die Ohrgeräusche unterschiedlich wahr – und fühlen sich auch unterschiedlich davon in ihrem Alltag eingeschränkt.
Mögliche Behandlungsformen
- Gehörgangsreinigung (z.B. bei Ohrenschmalzpfropfen) oder Entfernen von Fremdkörpern
- hörverbessernde Maßnahmen (z.B. Hör- oder Rauschgerätanpassung)
- autogenes Training bestehend aus Entspannungsverfahren, Progressiver Muskelrelaxation, Achtsamkeitspraxis
- Bewegungstherapie, Hörtherapie, Verhaltenstherapie
- Korrektur von Kieferfehlstellungen
- Alternative Behandlungsmethoden, z.B. Akupunktur
- Stressreduktion
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